Baden-Württemberg
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Rollenklärung im Bereich Mobilitätsdaten

1. Mögliche Geschäftsmodelle Mobilitätsdaten und Rollenklärung Staat/Land & Wirtschaft

Mobilitätsdaten sind für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft grundsätzlich kein Neuland. Allerdings handelt es sich um einen Bereich, der durch eine zunehmende technische und wirtschaftliche Dynamik gekennzeichnet ist, die sich aus technischen Möglichkeiten, Interessenskonflikten und Rollenzuweisungen zwischen den verschiedenen Akteuren ergibt. Diese Ausgangslage nahmen die im Schwerpunkt Daten beteiligten Akteure zum Anlass, um u.a. über die Rollenklärung im Umgang mit Mobilitätsdaten bezüglich datenbasierter Geschäftsmodelle, über Möglichkeiten der Datenmonetarisierung im Verhältnis zu Schutzbestimmungen und Datensouveränität sowie über Aspekte digitaler Kompetenzen zu diskutieren. In einem Ergebnispapier wurden die Einordnungen und Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe festgehalten. Das Ergebnispapier wurde im Rahmen der Fachkonferenz in Brüssel im November 2022 vorgestellt. Empfehlungspapier: Welche Rolle übernimmt der Staat & welche Geschäftsmodelle können durch gezielten Einsatz von Mobilitätsdaten entwickelt werden?

2. Weiterentwicklung MobiData BW

MobiData BW dient als zentrale Datenplattform dem Austausch von verkehrsträgerübergreifenden Mobilitätsdaten aus Baden-Württemberg (ÖV, Parkraum, Mobilitätsdienste, Infrastrukturdaten, Staumeldungen etc.) und verfolgt den Open Data- Ansatz einer liberalen Datenbereitstellung. Die aktuelle Weiterentwicklung von MobiData BW beinhaltet insbesondere die Anbindung der Verkehrs- und Baustellendaten des Landes, die Erweiterung der eigenen Open Source Integrationsplattform für Mobilitätsdaten und die Verknüpfung von MobiData BW mit dem Mobility Data Space. Im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW (SDA) soll weiter geklärt werden, welche derzeit noch nicht verfügbaren Daten, Informationen und Services aus Sicht externer Partner in MobiData BW aufzunehmen sind. In Workshops werden diese Bedarfe seitens der Wirtschaft erarbeitet.

3. Skalierbare Digitalisierungskompetenz für Kommunen

Seit dem Start des Projekts „Intelligent City Performance“ wurde eine erste Version der Software-Plattform entwickelt, die gemeinsam mit dem Partner energiedata 4.0 (Intelligente Beleuchtung) in ersten Städten und Gemeinden in die Umsetzung gebracht wird. Im Fokus dabei sind Kommunen in Baden-Württemberg und Deutschland, perspektivisch auch in Europa. Auch intelligente Beleuchtung kann via Sensoren als Datenlieferant für die Software-Plattform dienen, was es Städten und Gemeinden erlaubt, die Verkehrsflüsse zu optimieren, die Beleuchtung bedarfsgerecht zu steuern oder den Energieverbrauch über Sektorengrenzen hinweg zu senken. Zudem können privatwirtschaftliche Unternehmen wie z. B. Logistikdienstleister mit den Daten ihre Fahrten optimieren, womit die Plattform ein weiteres valides Geschäftsmodell erhält. Das alles zahlt in die Strategic Development Goals der Vereinten Nationen ein und gibt Möglichkeiten zur Reduktion von CO2-Emissionen.

4. Bürgerdialog Mobilitätsdaten

In der Mobilität wird eine Vielzahl an Daten beispielsweise zur Position oder dem Zustand eines Fahrzeugs erzeugt und verteilt. Gleichzeitig bilden Daten die Grundlage für die Organisation von Mobilitätsangeboten und die Optimierung des Verkehrsflusses. Die Präferenzen der Gesellschaft blieben bislang weitgehend außen vor.

Der Joint Innovation Hub des Fraunhofer ISI hat aus diesem Grund im Auftrag des Ministeriums für Verkehr und der Stabsstelle der Staatsrätin im Staatsministerium Baden-Württemberg sowie mit fachlicher Unterstützung durch die e-mobil BW einen Bürgerdialog zu Mobilitätsdaten in Ulm und Biberach an der Riß durchgeführt. Folgende Erkenntnisse lassen sich daraus ziehen:

  • Die Teilnehmenden hatten sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit Mobilitätsdaten gemacht: positive durch mobile Informationen (z. B. zur kürzesten Route) und Prozesse (z. B. zur Buchung), negative durch unzureichende Datenqualität und -aktualität sowie die Abhängigkeit vom Empfang im Telekommunikationsnetz.
  • Die Teilnehmenden zeigten sich überrascht von der Menge an Daten, die bei der heutigen Mobilität anfallen. Sie bemängelten, dass die Akteure, die Daten sammeln und verarbeiten, nicht über die Datenverarbeitung informieren. Aus Sicht der Bürger können Unternehmen Daten sammeln. Neutrale Treuhänder sollten sie aber speichern und verteilen.
  • Den Bürgerinnen und Bürgern ist der Schutz ihrer Daten wichtig. Es wurde aber eine Tendenz zu einem gut gemeinten, aber überambitionierten Datenschutz geäußert. Sie wünschen sich Transparenz und Selbstbestimmung bei der Datennutzung, ohne von einer Informationsflut überfordert zu werden.
  • Die Nutzung der Daten für aus ihrer Sicht nutzenstiftende Zwecke, insbesondere zur Verbesserung des Mobilitätsangebots und des Verkehrsflusses, ist für die Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig und erhöht ihre Teilungsbereitschaft. Die Nachhaltigkeit geht indirekt mit einem verbesserten Verkehrsfluss einher, der für sie sehr wichtig ist.
  • Hinsichtlich der untersuchten Widersprüche und Interessenskonflikte wurde festgestellt, dass Transparenz über die Datennutzung die individuelle Bereitschaft zur Datenweitergabe erhöht.
  • Daten wurden als öffentliches Gut betrachtet, was jedoch eine gewinnorientierte Nutzung nicht ausschließt.
  • Der Mehrwert der Datenbereitstellung muss für die Bürgerinnen und Bürger erkennbar sein. Dies wurde von den Teilnehmenden neben dem Glücksgefühl und der positiven sozialen Konnotation als Grund für die höhere Bereitschaft zur Datenfreigabe in sozialen Medien genannt.
  • Auch die Mobilitätsbedürfnisse aller gesellschaftlichen Gruppen müssen bei fortschreitender Digitalisierung berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere auch für auf dem Land und in der Stadt lebende Menschen, die gemeinsame, aber auch spezifische Bedürfnisse haben, die es zu befriedigen gilt.

Das Projekt wird bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Die Ergebnisse aus den Bürgerdialogen werden im 2. Halbjahr 2024 durch eine bevölkerungsrepräsentative Befragung validiert. Den Zwischenbericht finden Sie hier.

Beteiligte

  • Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg         
  • Staatsministerium Baden-Württemberg – Stabsstelle für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung    
  • Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg  
  • AUDI AG
  • bitcome.V.
  • bridgingIT GmbH
  • DEKRA e.V
  • e-mobil BW GmbH
  • fastahead GmbH & Co. KG
  • Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
  • Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
  • FZI Forschungszentrum Informatik
  • Joint Innovation Hub, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
  • KVV Karlsruher Verkehrsverbund
  • Mercedes Benz Group AG
  • MHP Management- und IT-Beratung GmbH
  • Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH
  • PTV Group
  • Städtetag Baden-Württemberg
  • Star Systems GmbH
  • Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
  • Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart VVS
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